11. Sep 2013

Ein Konzertabend besonderer Art

Konzert der Jungen Waldorf-Philharmonie
am 6. September 2013

Die Junge Waldorf-Philharmonie unter der Leitung des Dirigenten Patrick Strub feiert 10-jähriges Jubiläum und brachte ihr anspruchsvolles Programm bei uns in der Kasseler Waldorfschule im gut gefüllten Festsaal zur Aufführung.

Die Gründungsidee dieses Orchesters geht auf den ehemaligen Waldorfschüler Sebastian Brüning zurück, der dieses Projekt als eine Jahresarbeit 2003 ins Leben rief. Von Schülerinnen und Schülern ehrenamtlich organisiert und betreut finden alljährlich im Herbst in der Waldorfschule Gutenhalde/Filderstadt die Probentage statt. Um in diesen fantastischen Klangkörper aufgenommen zu werden, muss jeder Musiker bei Patrick Strub ein Probespiel bestreiten.

Wie lohnend dieser Weg ist, beweist der großartige Konzertabend, den wir an unserer Schule hatten.

Gleich nach den ersten Takten des dynamischen Vorspiels zum dritten Akt von R.Wagners Oper Lohengrin war klar, das ist „Waldorf Klasse“!

Strub, selbst ehemaliger Waldorfschüler hat während seiner langjährigen Karriere als Dirigent und Geiger schon hunderte von Jugendlichen und Profis mit seiner Arbeit inspiriert, begeistert und mit seinem Dirigat zu Glanzleistungen verholfen.

Das bekannte Violinkonzert Nr. 1 in g-moll von M. Bruch wurde uns von Angelika Strub mit warmem, vollen Streicherton vorgetragen. Rauschender Beifall für die 20-jährige Künstlerin, die in Amerika studiert.

Nach der Pause der krönende Abschluss mit der tragischen 5. Sinfonie von D. Schostakowitsch. Es wird über ihn geschrieben, dass jede seiner insgesamt 15 Sinfonien ein Teil russischer Geschichte zwischen 1930 und 1970 ist. Gewaltige, in Mark und Bein gehende "Todesmarschklänge" wechseln mit transzendenten "Harfenglockenklängen". Der Eindruck von Deportation, Folter und Exekution geben diesen monumentalen viersätzigen Werk seine Prägung. Erschütternd und quälend sind ganze Passagen – Musik als Aufschrei!

Schon während der Proben am Nachmittag war spürbar, wie intensiv sich die jungen Musikerinnen und Musiker mit diesem tragischen, schweren Werk verbunden haben und es dann am Abend existenziell gespielt, gänzlich als das ihre wiedergaben.

Stille – dann tosender Applaus mit standing ovations. Unsere Schule wurde nicht nur von den Klängen der 95 Musikerinnen und Musiker erschüttert – auch jeder der durchweg begeisterten Zuhörer nahm etwas von der gewaltigen Jugendkraft in der Seele mit nach Hause. Ein Gefühl der Verbundenheit von Waldorf – weltweit!

Danke!

Text: Sonnhild Gädeke-Mothes · Fotos: Frö