12. Mai 2013

Bericht zum Klassenspiel ...

... der 8b: „Verwandte sind auch Menschen“

Das Klassenspiel war für uns ein fester Bestandteil der achten Klasse. Da unsere Parallelklasse zuerst mit der Aufführung dran war, hatten wir die Chance, uns ein grobes Bild der Klassenspielzeit zu machen. Im Dezember bekamen wir das Textbuch und lasen es öfters und in Rollen verteilt im Hauptunterricht durch. Doch wir Schüler waren mit der umgeschriebenen Ausgabe des Stückes nicht zufrieden, so dass das Stück auf Wunsch der Klasse wieder auf die originale Fassung geändert wurde.

Lange Zeit war es still um das Projekt „Klassenspiel“. Im Februar bekamen wir dann alle unsere Rolle zugeteilt, so dass nach langem hin und her jeder seine Favoritenrolle hatte. Nach und nach wurde immer mehr Zeit für die Proben aufgewandt. Zuerst nur in einigen Randstunden, dann an den Wachenden und schließlich an jedem Tag. Die Proben liefen ziemlich chaotisch ab, es war schwer für die Lehrer die turbulente Klasse in ihre Rollen zu versetzen. Doch trotz dieser zeitweise anstrengenden Proben, machte es vielen Schülerinnen und Schülern allmählich Spaß zu Spielen. Vor allem, als wir nach den Osterferien das erste Mal auf der Bühne standen, war es ein tolles Erlebnis, an das man sich aber schnell gewöhnte.

Es war sehr spannend, was die Klasse alles auf die Beine stellen konnte: Einige trafen sich an einem Sonntag und brachten mit Hilfe von Herr Hasselhoff ein tolles Bühnenbild zu Stande. Viele Schülerinnen beteiligten sich auch an dem Tanzprojekt, welches von zwei Schülerinnen geleitet wurde. Es war sehr schön, dass am Schluss sogar die ganze Klasse mit tanzte. Wir hätten uns vorher nie vorstellen können, dass man so ein kompliziertes Projekt mit der Klasse durchführen kann. Auch für unsere Tanzeinlage benötigten wir viele Stunden harter Arbeit, damit alle SchülerInnen die Choreographie beherrschten und synchron tanzten.

Eine weitere Gruppe von Schülerinnen und Schülern  beteiligte sich auch an der musikalischen Begleitung, die von Herr de Wit geleitet wurde. Viele Schülerinnen kreierten mit Hilfe von Frau Teichtman die Kostüme. Daran hatten wir sehr viel Spaß, da der Fundus sehr gut bestückt war. Es war ein Traum für die Mädchen, sich an den Kleidern auszutoben. Das Klassenspiel war nun in vollem Gange. Trotzdem hatten wir SchülerInnen immer viel Zeitdruck und starke Bedenken, das Stück bis zur Aufführung fertig zu bekommen.

In der letzten Woche war es besonders hart, die Stimmung wurde immer angespannter. Man hatte immer das Gefühl, so viel erledigen zu müssen. Doch dann war plötzlich schon der Tag der Generalproben gekommen! Wir schlüpften in unsere Kostüme und bereiteten uns innerlich darauf vor, dass bei dieser Probe, die wir Schüler jedoch eher als Aufführung eingeschätzt hatten, Menschen im Publikum sitzen werden. Wir waren alle ziemlich nervös.  Hinter der Bühne sprachen wir uns gegenseitig Mut zu und vertrauten darauf dass alles gut werden würde. Doch als die SchauspielerInnen der ersten Szene wieder hinter der Bühne waren, erzählten sie uns, dass nur zwei bis drei Klassen da wären und kein Grund zur Aufregung bestehe. Obwohl es nur jüngere Klassen waren, hielt sich die Ruhe in Grenzen. Wir merkten aber schnell, dass, wenn man einmal auf der Bühne stand und ordentlich in seiner Rolle war, die Aufregung verflog. So langsam bekam man Spaß am Spielen und genoss die Aufmerksamkeit des Publikums. Es war schon fast eine Erleichterung, dass diese Probe etwas daneben ging, denn wie es so schön heißt: Ist die Generalprobe schlecht, wird die Aufführung gut und umgekehrt. 

Nach zweier dieser Generalproben, hatten wir etwa ein Bild davon, wie es bei den Aufführungen am Freitag und Samstagabend werden würde. Wir hatten nur einen Gedanken: Hoffentlich läuft die Hauptaufführung nicht so wie die Generalproben! Wir besprachen an diesen Tagen noch sehr viel, Frau Lindheimer und Frau Gerke gaben jedem einzelnem noch mehr Tipps, wie man sich besser bewegen konnte, wie Reaktionen deutlicher gespielt werden konnten oder wie man die Aussprache verbessern konnte. Auch die Schülerinnen der kleinen Gesangseinlage hatten große Panik die falschen Töne zu treffen oder gar ganz zu versagen. Doch Herr de Wit sprach uns auch in diesem Falle viel Mut zu. Am Freitagmorgen, dem Tag der Aufführung, trafen wir uns alle um 10 Uhr in der Schule. Wir sprachen noch einmal alles durch und sollten uns dann um 17 Uhr, drei Stunden vor der Aufführung, in der Maske wieder treffen. Jeder überbrückte die Zeit bis dahin auf seine Art und Weise und bereitete sich auf den großen Abend vor.

Ausnahmsweise waren um 17 Uhr alle SchülerInnen an Ort und Stelle um sich umzuziehen, sich schminken und frisieren zu lassen. Als man vor dem beleuchteten Spiegel der Maske saß, realisierte man langsam aber sicher, dass es in wenigen Stunden so weit war. Frau Streiter hatte viel zu tun und gab uns gute Ratschläge, damit wir uns auch teilweise selber schminken konnten. Die Frisuren wurden von Frau Teichtmann und Frau Burger-Fabian geflochten, toupiert und festgesteckt. Auf einmal breitete sich das Gefühl von Zuversicht in dem kleinen Raum aus. Selbst mit den Leuten, mit denen man sich sonst nicht ganz so gut versteht, kam man plötzlich gut aus. Trotz der angespannten Stimmung wurde viel gelacht. Es herrschte Freude zwischen den SchülerInnen, die gar nicht mehr wie sie selbst aussahen, sondern perfekt in ihre Rolle passten.

Man kann dieses Gefühl, welches man in den Stunden vor der Aufführung nicht auf dieses Stück Papier schreiben. Man muss es selber erleben. Und endlich war es kurz vor 20 Uhr! Die Klasse versammelte sich im kleinen Saal und alle sagten ihren ersten Satz des Stückes, um sich langsam in die Rolle einzufinden. Viele nette Lehrerinnen und Lehrer standen mit uns im Kreis und sprachen uns Mut zu. Man merkte aber ihnen aber auch an, dass sie sehr stolz auf uns waren. Nach einer langen, anstrengenden aber auch sehr schönen Zeit hatten wir es endlich geschafft: Das Klassenspiel konnte aufgeführt werden! Wir schauten uns alle an und wussten, dass sich etwas in der Klasse geändert hatte. Vielleicht war dieser starke Zusammenhalt nur von kurzer Dauer, aber vielleicht ist es auch das Erlebnis, was man sein Leben lang mit Zusammenhalt verbindet.

Nun mussten wir aber schnell auf die Bühne. Hektik durchfuhr uns alle aber mit einem Schlag war es still. Das Licht ging an und die erste Szene begann. Doch plötzlich war die Freude hinter den Vorhängen groß! Das Publikum lachte! Im Gegensatz zu den Generalproben ertönte lautes Gelächter aus dem Saal und wir konnten nicht einmal nachvollziehen worüber die Menschen lachten. Doch darüber zerbrachen wir uns nicht länger den Kopf, sondern freuten uns einfach, dass die Leute so viel Spaß am Stück hatten. Und wieder war diese gemeinsame Freude ein Schritt weiter in eine gute Klassengemeinschaft. Die Aufführung war ganz anders als die Generalprobe. Der Saal war viel voller, das Publikum reagierte stärker und es war so ein unbeschreibliches Gefühl auf der Bühne zu stehen. Das heiße Licht der Scheinwerfer strahlte uns ins Gesicht und wir waren nicht mehr wir selbst. Wir waren Riedel, Lother  und wie sie alle heißen.

In den Pausen konnten wir uns alle noch einmal sammeln. Nun war Konzentration gefragt: Die ersten beiden Akte hatten wir gut überstanden, nun mussten wir den letzten Akt genauso gut hinbekommen. Aber auch dies gelang uns recht gut. Wir waren vor allem darüber begeistert, dass der Tanz bei allen so gut ankam. Damit hatten wir nicht gerechnet! Der krönende Abschluss war jedoch der tosende Applaus. Auch dies kann man einfach nicht aufschreiben, da man dieses Gefühl nicht in Worte fassen kann! Man kann sich das so vorstellen: Man hat Monate lang daran gearbeitet und plötzlich wird es so schön, es wird laut geklatscht und man weiß: Das ist mein Applaus, den ich mir hart erarbeitet habe! Es ist, als wäre man in Trance oder auf  Drogen. Es ist so schade, dass diese schöne Zeit schon vorbei ist, aber vielleicht ist es auch gut so, denn sonst wäre es wahrscheinlich nichts mehr Besonderes. In jedem Falle war es ein tolles Erlebnis und an alle Klassen, die diese unvergessliche Zeit noch vor sich haben: Freut euch darauf und genießt es!

Weitere Bilder vom Klassenspiel gibt es hier zu sehen.

Luisa und Lena