Fußball im Gefängnis
Wir freuen uns auf das nächste Mal
Es ist eine gute Tradition, dass die Kasseler Freie Waldorfschule am Hallenfußball-Turnier im Gefängnis teilnimmt. Die SG Schönfeld hatte uns freundlicherweise wieder eingeladen. Das ist sowohl für unsere Schule als auch die Justizvollzugsanstalt (JVA) ein wichtiger Termin. Die teilnehmenden Gefangenen erhalten die Möglichkeit, in einem kleinen Ausschnitt Kontakt mit der übrigen Gesellschaft zu gewinnen, und wir bekommen einen schmalen Einblick in eine Realität, die, ansonsten fast unbemerkt, hinter Gefängnismauern sich verbirgt.
Christian Krug (13. Klasse, Teilnehmer am vorjährigen Turnier) hatte Spieler unserer Schule aus den verschiedenen Vereinen zusammengeführt und beim Training im Kicker-Treff versucht, rasch eine Mannschaft zu formen. Am Samstag, dem 28. November 2015, konnten schließlich acht Spieler unserer Mannschaft auflaufen. Mit dabei war zum zweiten Mal Kaspar Warnek (13.). Leon Schnücker (11.) hatte die Trikots besorgt, das Startgeld steuerte selbstverständlich die Schule bei.
Fünf weitere Mannschaften waren in der Sporthalle im Gefängnis zusammengekommen. Das Spiel um den Pokal, den unsere Mannschaft bereits einmal in ihren Besitz gebracht hatte, wurde im Modus „jeder gegen jeden“ ausgetragen.
Die Spiele, begrenzt auf zehn Minuten, waren hart: In kurzer Zeit musste die Entscheidung fallen. Dem entsprechend wurde mit hohem Tempo gespielt, Kondition war gefragt.
Unsere Spieler hatten im ersten Spiel etwas Glück, denn auch die gegnerische Mannschaft musste erst zu ihrer Form finden. David Zolotov (13.), im Tor, war stark gefordert. Obwohl eigentlich kein eingeübter Torwart, konnte er manche Attacke abwehren, so endete das Spiel 2:2; die Tore schossen nach genauen Vorlagen Torben Hoppe (10.) und Christian Krug.
Schon beim nächsten Spiel gelang es trotz gut koordinierter rascher Wechsel unserer Spieler nicht, den Gegner fernzuhalten und eigene Angriffe nach vorn zu tragen. Die Niederlage blieb nicht aus.
Die Mannschaft fand dann mit dem dritten Spiel wirklich zu ihren eigentlichen spielerischen Qualitäten: Der Ball wurde in wenigen Spielzügen nach vorn gebracht, das gegnerische Tor von unseren stetig ausgewechselten Spielern belagert. Neben den bereits genannten Torschützen waren wiederholt Leon Schnücker und Kaspar Warnek in aussichtsreichen Positionen, auch David Schäfer, Benjamin Stille (beide 13.) und Moritz Krug (10.) hatten Möglichkeiten, die von den Mitspielern mit präzisen Pässen vorbereitet worden waren. Das Zusammenspiel war meistens perfekt, auch in der Verteidigung. Und David Zolotow war auf der Hut. Nur einmal kamen die Gegner durch. Das Spiel war stark, das Ergebnis mit 0:1 spiegelt den Einsatz und die Perfektion unserer Spieler nicht ganz treffend wider.
Die letzten beiden Spiele gingen verloren, auch wenn die Mannschaft im Zusammenspiel, in der Präsenz jedes einzelnen Spielers und in der stringenten Führung durch den Mannschaftskapitän Christian Krug ihre Form gefunden hatte. Die anderen Mannschaften hatten eben auch dazugelernt.
Dieses Mal waren viele neue, vor allem junge Spieler in der Mannschaft. Sie werden beim nächsten Turnier ein Jahr älter sein und auf ihre diesjährigen Erfahrungen zurückgreifen. Vielleicht mit etwas mehr Erfolg auch in der Tabellenwertung.
Die Verbindung zwischen zwei realen Räumen unserer Gesellschaft durch den Sport und die kleinen Begegnungen und Gespräche am Rande der Spiele ist wieder gelungen. - Wir freuen uns auf das nächste Mal!